Professionelle Distanz

„Professionelle Distanz“ ist Ausdruck für eine dreiseitige Relation, nicht nur für eine einseitige, als welche sie oft reduziert verstanden wird.

Einseitig: Die Abgrenzung des (hilflosen?) Helfers von den Begehrlichkeiten und Wünschen seiner Klienten, um von ihnen nicht „verschlungen“ zu werden oder als kritik- (=distanz-) loser Anwalt ihrer Interessen sich mit ihnen „gemein“ zu machen. Abgrenzung aber auch von den Aggressionen der Klienten, die man nicht „persönlich“ nehmen und auf die man nicht mit Gegenaggressionen reagieren sollte.

Zweiseitig verstanden erfordert professionelle Distanz daher nicht minder eine Distanzierung von den eigenen Idiosynkrasien des Helfers, seinen Begehrlichkeiten, Wünschen, Helferimpulsen, kurzum eine Distanzierung von seinem ersten Ich, seinen eigen persönlichen Strebungen. Pflegekräfte in der Langzeitpflege sollten daher lebenserfahren, besser noch „analysierte“ Persönlichkeiten sein.

Dreiseitig: Der Klient selber, welche Begehrlichkeiten und Wünsche hätte er denn, wogegen sich der Helfer verwahren müsste? Wohl kaum nach einem Mehr an Professionalität (d.h. professionell verbrachter Zeit), ja nicht einmal nach der Person des Helfers hinter seiner Rolle als Helfer (die kennt der Klient ja kaum, kann also nicht wissen, was da zum Vorschein kommt).

Was der Klient im Alter bei Einsamkeit und Verlassenheit möchte, kann ihm ein bezahlter Fremder nicht oder nur unzureichend geben, und kommt diesem vielleicht nicht einmal ansatzweise in den Blick: persönliche Nähe, oft nur eine bloße Anwesenheit von vertrauten Personen, einen Ersatz für verlorengegangene Familialität.

Gelingt das durch  "professionelle" Distanz?

 

 

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